Antrainierte Bindungs- und Gefühlslosigkeit

Antrainierte Bindungs- und Gefühlslosigkeit

Das Baby schreit im Nachbarzimmer. Der 3-jährige Bruder schaut seine Mutter verstört an. Doch die macht ihm klar, dass das völlig normal sei.

Früher hat man Babys schreien lassen. „Das stärkt die Lunge!“ wurde gesagt. Heute gehen viele davon aus, dass diese Rohheit traumatische Folgen für das Kind haben kann. Wie kann es sein, dass einer Mutter nicht das Herz bricht, wenn ihr Baby schreit? Warum nimmt sie es nicht auf, lässt es die eigene Körperwärme spüren, spricht mit ihm, gibt beruhigende Laute von sich?

Im 3. Reich propagierte ein Buch in Millionen-Auflage, dass die junge „deutsche Mutter“ ihr Kind nicht verzärteln sollte. Übertriebenes Eingehen auf die Bedürfnisse des Säuglings wäre schädlich und sollte unterbunden werden. Häufiger Körperkontakt und Schmusen, Streicheln wurde als „Affenliebe“ diskreditiert. Das Kind sollte nachts möglichst in einem eigenen Zimmer schlafen, und da konnte es schreien, bis es erschöpft einschlief.

Es könnte sein, dass diese Haltung in vielen Familien auch nach dem Untergang des 3. Reiches noch Nachwirkungen bis heute hat. Das bewusste Ignorieren der Bedürfnisse des Kindes wirkt wie ein Schock. Von Anfang an wird eine Bindungslosigkeit und Gefühlslosigkeit antrainiert.

In einem Zeit-Artikel wird analysiert, wie ein heute so unverständliche, unnatürliche Verhaltensweise entstehen konnte:

Eine Analyse von Anne Kratzer in ZEIT online:
„Das Baby als ein Quälgeist, dessen Wille es zu brechen gilt – so sah Johanna Haarer Kinder. Die Folgen dieser Sichtweise könnten auch heute noch spürbar sein. Ob es um die geringe Geburtenrate geht, die vielen Menschen, die geschieden sind oder allein leben, die starke Verbreitung von Burn-out, Depressionen oder psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – manche Forscherinnen, Ärzte oder Psychologen spekulieren darüber, dass eine ganze Reihe von Phänomenen mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in Verbindung stehen könnte.“

Bis in die 60er Jahre war es in vielen Familien völlig normal, Babys schreien zu lassen. Sie aufzunehmen, um sie zu beruhigen, galt als „Affenliebe“. Haarer sah Kinder als Quälgeister, deren Willen man brechen musste. Nach dem Krieg wurde der Bestseller nur oberflächlich entnazifiziert: Aus „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ wurde „Die Mutter und ihr erstes Kind“. Am toxischen Inhalt hat es nichts geändert. Auch in den 70er Jahren erschien noch eine neue Auflage des Erziehungsratgebers.

In die Feinstoffpraxis kommen immer wieder Menschen, bei denen schon in den ersten Lebensjahren ein Trauma entstanden ist. Mangelndes Selbstvertrauen, ein Abgetrenntsein von den eigenen Gefühlen, eine bedrückte Stimmung: Die Auswirkungen können individuell  sehr unterschiedlich sein. Selbst antrainierte Bindungs- und Gefühlslosigkeit können eine solche Auswirkung sein.

Wenn durch einen Schock eine innere Unordnung in den Feinstoffkörpern entstanden ist, dann kann man durch Feinstoffberatungen helfen, dass die innere Ordnung wieder hergestellt wird. Siehe Beratungen.