Ist Hochsensibilität nur Neurotizismus?

Ist Hochsensibilität nur Neurotizismus?

Misst ein Hochsensibilitätstest tatsächlich Hochsensibilität?

Einige psychologische Wissenschaftler zweifeln die Notwendigkeit des Konstrukts Hochsensibilität an. Ein Teil der Fragen des ursprünglichen Tests von Elaine Aron, mit der sie Hochsensibilität gemessen hat, würden Neurotizismus, andere Fragen würden sensorische Sensibilität messen. Es gäbe also zwei Skalen: eine für Neurotizismus und eine für sensorische Sensibilität. Eine höhere sensorische Sensibilität muss nicht immer mit Neurotizismus zusammen auftreten. (siehe Spektrum)

Neurotisch sein bedeutet:

  • mit Stress oder negativen Lebensereignissen nur schwer zurechtzukommen;
  • wenig belastbar zu sein;
  • emotional wenig stabil zu sein
  • generelle Neigung zu Gefühlen wie Angst, Ärger und Traurigkeit

Ob Hochsensibilitäts-Tests nur Neurotizismus und sensorische Empfindlichkeit messen, wird in der Psychologie gerade diskutiert. Manche Therapeuten arbeiten nicht gern mit Hochsensiblen, können mit ihren Reaktionen nicht so gut zurechtkommen.

Vielleicht gibt es sogar mehr als zwei Unterskalen der Hochsensibilität:

  1. größere sensorische Sensibilität
  2. größere ästhetische Sensibilität und Empathie
  3. Anfälligkeit für Stress, emotionale Instabilität

Nicht jeder, der feinere Wahrnehmung hat, ist auch instabil.
Und nicht jeder, der sensorisch empfindlicher ist, ist auch für Schönheit und Emotionen anderer Menschen empfänglicher.

Elain Aron ging davon aus, dass Hochsensibilität eine grundlegende Temperamentseigenschaft sei, die vermutlich genetisch bedingt sei.

Wenn ein Kind mehr wahrnimmt, empfindlicher ist, dann ist es entscheidend, wie die Eltern damit umgehen. Sehen die Eltern die höhere Sensibilität ihres Kindes als einen Makel, etwas Unerwünschtes oder als eine besondere Gabe? Davon könnte es sehr stark abhängen, ob das Kind ein gesundes Selbstvertrauen und eine positive Einstellung zu seinem „Anders-sein“ entwickelt.

Aus feinstofflicher Sicht ist eine feinere Wahrnehmung etwas Normales. Das, worunter viele hochsensible Menschen leiden, ist innere Unordnung. Die innere Ordnung kann durch schock-artige Erlebnisse verloren gehen. Emotionale Instabilität und Ängstlichkeit sind demnach die Auswirkungen von innerer Unordnung. Wird die innere Ordnung wiederhergestellt, verschwindet die emotionale Instabilität und Ängstlichkeit. Dann kann man die höhere Sensibilität eher genießen statt sie nur zu erleiden.

Verständnis für die eigene Wahrnehmung

Feinfühlige Menschen nehmen die Emotionen von anderen Menschen sehr intensiv wahr. Wer zum Beispiel im Wartezimmer eines Zahnarztes sitzt, bekommt vielleicht ein mulmiges, ängstliches Gefühl. Damit ist aber noch nicht klar, ob die erlebte Angst die Wahrnehmung eines eigenen Gefühls ist, oder ob man die Angst einer oder mehrerer anderer Personen im Raum wahrnimmt.

Oft wird die Wahrnehmung von Emotionen anderer als eigene Emotion interpretiert. Wenn man lernt, eigene von fremden Emotionen zu unterscheiden, dann kann dadurch eine Ursache für das Entstehen von innerer Unordnung verhindert werden.

Innere Ordnung zusammen mit Feinfühligkeit erleben

Die gute Nachricht ist: Auch wer hochsensibel ist und deshalb vielleicht schon früh die innere Ordnung verloren hat, kann sie wiedergewinnen. Mehr dazu unter Beratungen